Gibt es das? Tierheilpraktiker?
Das gibt's doch nicht: Tierheilpraktiker
Sie haben gerade nichts Besseres zu tun, suchen eine Nebenbeschäftigung,
wollen mal was Neues ausprobieren? Dann werden Sie doch
Tierheilpraktiker!
Das kostet nichts, weder Zeit noch Geld, macht sich gut
auf dem
Klingelschild und besonderes Können oder gar eine
Prüfung wird von Ihnen
auch nicht verlangt.
Etwas überspitzt formuliert, aber wahr und kaum bekannt:
In Deutschland
existiert kein gesetzlicher Rahmen für das Berufsfeld
des
Tierheilpraktikers, jedermann darf sich so nennen und
den Beruf ausüben.
Er hat sich lediglich an die für alle Bürger
geltenden rechtlichen
Bestimmungen zu halten, etwa das Tierseuchen-, Tierschutz-
oder
Arzneimittelgesetz. Das bedeutet gleichsam, dass ihm
zahlreiche
tierärztliche Tätigkeiten strikt untersagt
sind, wie Impfen, Abgabe
verschreibungspflichtiger Medikamente oder operative
Eingriffe mit
Betäubung.
Ein Umstand, der durchaus auch Tierschutzrelevanz
aufweist. Nicht
auszuschließen ist schließlich, dass bei
fehlendem Fachwissen eventuelle
Krankheiten der Tiere übersehen bzw. falsch oder
gar nicht behandelt
werden. Eben dies erkannten auch Abgeordnete der Bundestagsfraktion
DIE
LINKE. und stellten jüngst eine Kleine Anfrage an
die Bundesregierung
(„Tierheilpraktiker – ein Gewerbe ohne bundesrechtliche
Vorschriften“).
Tatsächlich ist Tierhaltern oft nicht klar, welche
Ausbildung und
Leistungen man bei einem Tierheilpraktiker erwarten kann,
was ihn von
einem Tierarzt unterscheidet. Eine Abgrenzung wird für
den Laien
zusätzlich erschwert, indem so mancher „Heilkünstler“
das Berufsfeld durch
unangemessene Anpreisungen aufzuwerten versucht, sich
„Diplom“-Tierheilpraktiker nennt oder als „diplomiert“
bezeichnet. Solche
Bezeichnungen gaukeln Nichtfachleuten einen staatlich
anerkannten
Abschluss vor, den es in der Realität nicht gibt.
Das gleiche gilt
übrigens auch für „Diplom“-Tierpsychologen,
„Diplom“-Tierhomöopathen,
„Diplom“-Tierakupunkteure etc.
Wer für seinen Schützling die bestmögliche
Behandlung wünscht und dabei
auf Naturheilverfahren nicht verzichten möchte,
sollte sich an einen
Tierarzt wenden, de r sich zusätzlich auf alternative
Heilmethoden
spezialisiert hat.
Für Tierhalter hat der Besuch bei einem solchen Experten
den weiteren
Vorteil, zwischen klassischen Heilverfahren und der Alternativmedizin
bei
der Behandlung seines Tieres wählen zu können.
Denn nicht jedes Leiden ist
mit Naturheilverfahren behandelbar. Oft ist eine Kombination
mit der
Schulmedizin sinnvoll, die nur ein Tierarzt bieten kann.
Veterinärmediziner haben den Beruf in 5½
Jahren in Theorie und Praxis
erlernt und sich gegebenenfalls weitere zwei Jahre in
Akupunktur,
Homöopathie, Biologischer Tiermedizin, Physiotherapie
oder
Verhaltenstherapie weitergebildet. Keine andere Berufsgruppe
kann ein
ähnlich breites Spektrum an Fachwissen bieten.
Lange fahnden muss man nach einem derartig spezialisierten
Tierarzt
inzwischen nicht mehr, selbst im Kuhstall kommen mittlerweile
Akupunkturnadeln zum Einsatz. Bei der Suche nach entsprechenden
Experten
stehen den Tierhaltern aber auch die Geschäftsstellen
der Tierärztekammern
der Länder beratend zur Seite.
Presseinformation BTK Nummer 5/07 , 14. Juni 2007
Bundestierärztekammer Berlin www.bundestieraerztekammer.de/